Eco Pfad Kulturgeschichte Ahlberg Mariendorf
Kultur und Geschichte rund um den Ahlberg
Termine für geführte Wanderungen finden Sie unter www.immenhausen.de / Veranstaltungen.
Der Eco Pfad Kulturgeschichte Ahlberg-Mariendorf wurde 2007 eingerichtet und erkundet auf einer Länge von ca. 4,5 km die über 2000-jährige Siedlungsgeschichte rund um den Ahlberg. Hier haben Frühgeschichte, Mittelalter und jüngere Neuzeit ihre Spuren hinterlassen.
Der Ringwall auf dem Ahlbergplateau, Scherbenfunde im Bereich einer Wüstung, Abbaugruben für Ton und Sand, Relikte von Landwehr sowie Bergbau sind Zeugnisse menschlichen Wirkens. Mit 394 m ist die Basaltkuppe des Ahlberges eine markante und weithin sichtbare Erhebung am westlichen Rande des Reinhardswaldes.
Station 1
Der Rundweg beginnt am Parkplatz der Reithalle am Nordrand von Mariendorf. Er führt durch die Siedlung am Ahlberg, über die 394 m hohe Basaltkuppe und weiter hinunter ins „Bärenloch“. Durch einen Hohlweg geht es dann vorbei an einem Hutestein über den Wildgraben zurück nach Mariendorf. Bei guter Sicht bietet sich dem Wanderer ein weiter Blick auf Dörnberg, Bärenberg und das Warburger Land.
Informationstafeln an den Zielpunkten geben Erläuterungen zur archäologischen und kulturhistorischen Bedeutung einzelner Orte des Siedlungsgebietes „Am Ahlberg“.
Die Strecke ist in gut 1 ½ Stunden zu bewältigen. Der steile An- und Abstieg am Ahlberg und die Wegeführung über nicht befestigte Pfade erfordern entsprechendes Schuhwerk.
Stationen 2 und 3 – Bergbau
Zu den Bodenschätzen am Ahlberg gehört auch Braunkohle. Sie wurde in relativ geringer Tiefe unter Tage abgebaut und in mehreren Perioden gefördert: 1755-1825, 1835, 1922-1925. Mit der Kohle wurden neben Privathaushalten u.a. das Gradierwerk in Bad Karlshafen, die Garnison in Hofgeismar, 30 Branntweinbrennereien und die Ziegelhütte am Ahlberg beliefert. Nur noch wenige Spuren des Bergbaus sind heute am Ahlberg erhalten, übertägige Einrichtungen wurden abgebaut, Schächte, Bohrlöcher und Einbrüche verfüllt. Noch sichtbar ist ein 10 m hoher, massiv gemauerter Pyramidenstumpf des ehemaligen Schüttelwerkes (Sieberei). Daneben befand sich der 29 m tiefe Förderschacht. In Erinnerung an den Bergbau am Ahlberg hat der Arbeitskreis Dorferneuerung vor dem Turm der Sieberei eine Lore aufgestellt, die dem unterirdischen Transport der Kohle diente.
Beim Ausbau der Bushaltestelle wurden 2005 die Fundamentreste des 1788/89 erbauten Steigerhauses freigelegt. 200 m entfernt in nördklicher Richtung steht das Haus, in dem der Steiger nach Abbruch des alten Hauses von 1922-1925 wohnte. Es ist ein architektonisch interessantes, nicht ortstypisches Fachwerkhaus mit wechselvoller Geschichte, das unter Denkmalschutz steht. In den umgebauten und erweiterten Stallungen befindet sich heute ein Tagungshaus mit Ferienwohnungen.
Station 4 – Tongruben und Ziegelhütte
Der am Ahlberg gefundene hochwertige Ton war jahrhundertelang Basis für Gebrauchstöpferei und Ziegelherstellung. Aus den im Gelände sichtbaren vielen trichter- und muldenfömigen Vertiefungen (Pottkaulen) – bis 2 m Tiefe und 3-7 m Durchmesser – wurde der Ton für die Keramikherstellung in den Töpfereien des nahe gelegenen Töpferdorfes Reinersen und in den spätmittelalterlichen Ziegelöfen gewonnen (13.-15. Jahrhundert).
Station 5 - Ringwall und Warte am Ahlberg
Aus der Eisenzeit (Hallstatt- und Latènezeit, etwa 800 v. Chr. – 0) ist im Reinhardswald nur eine Siedlung bekannt: die Wallanlage auf dem Ahlberg. Als befestigte Siedlung war diese auf dem 120 x 120 m großen Gipfelplateau von einem Ringwall aus Holz, Erde und Steinen umgeben. Diese Burg, vielleicht als Herrensitz erbaut, war ständig bewohnt. Der noch vorhandene Hanggraben und ein Außenwall lassen darauf schließen, dass der Ahlberg vermutlich im 8.-10. Jahrhundert erneut wehrhaft ausgebaut wurde, allerdings nicht in der Größenordnung einer mittelalterlichen Burg. Im späten Mittelalter entstand auf dem Gipfelplateau des Berges eine Warte zur Überwachung der Gegend, bestehend aus einem steinernen Turm und einer umgebenden Ringmauer. Der Wartturm wurde 1866 abgebrochen, die Steine dienten als Baumaterial für die Mariendorfer Kolonisten.
Der höchste Punkt des Berges mit 394 m über N.N. wurde zur kartographischen Erfassung mit einem trigonometrischen Punkt markiert (TP=308,6).
Station 6 – Wüstung Reinersen
Durch Keramikscherbenfunde, Mörtelreste und verbrannten Fachwerklehm lässt sich die Lage des 1019 erstmals als Reginhereshusen urkundlich erwähnten Dorfes annähernd bestimmen. Günstige Standortvoraussetzungen für die Herstellung der Töpferwaren im Dorf waren die Tonvorkommen und der Holz- und Wasserreichtum im Reinhardswald. Bis in das 16. Jahrhundert hinein wurde hier Gebrauchsgeschirr aller Art gefertigt. Reinersen war mit kurzer Unterbrechung bis ins Jahr 1572 besiedelt. In seiner 500-jährigen Existenz hat sich der Name des Dorfes über „Reginhereshusen“, „Reynhersen“, „Reinhardsen“ und „Reinhertzen in „Reinersen" verändert. Das Dorf ist der Namensgeber für den Reinhardswald. Unter der sichtbaren, kleinen Bodenerhebung inmitten der Wiese wird ein Kirchenstandort vermutet.
Station 7 – Hutestein
Der Stein von 1748 erinnert an die über Jahrhunderte ausgeübte Waldweide im Reinhardswald. Speziell für die Mariendorfer Neubürger wurde ein Waldhudens Reglement vor die "Frantzösische Colonie Mariendorf" (1747) erlassen. Darin wurden die Weidebezirke festgelegt, in welche "Ihr Zugviehe, Ihr Rindviehe, Ihr Schafviehe" getrieben werden durfte. Ziegen waren für die Waldweide ausdrücklich verboten, weil sie zuviel Schaden anrichteten. Mit fortlaufend nummerierten Hutesteinen wurde der Grenzverlauf der Hutebezirke markiert. Die Buchstabenkürzel zeigten die Zugehörigkeit zum Bezirk.
Der mit alten Eichen bewachsene Wall an der Ostseite des Hohlweges wird als Rest der Landwehr betrachtet (s. Station 8)
Station 8 – Landwehr und Wildgraben
Eine Landwehr ist ein Grenzwall, bestehend aus Gräben und mit Dornengebüsch bewachsenen Wällen. Nördlich von Mariendorf wird eine solche Landwehr vermutet, die Teil einer Grenzanlage zwischen hessischem und Mainzer Herrschaftsgebiet war. Von den Bennhäuser Teichen kommend soll sie in nördlicher Richtung verlaufen sein, vorbei am Hutestein auf dem Ahlberg und dann vor dem damals dort vorhandenen Wald nach Westen über den heutigen Wildgraben in Richtung Udenhausen. Im 14. Jahrhundert angelegt, verlor sie die Bedeutung, nachdem Landgraf Ludwig II. 1462 die Mainzer Stiftsfehde siegreich beendete. Er erhielt die Ämter Hofgeismar, Schöneberg, Sababurg, und Gieselwerder als Pfandbesitz, wodurch sich die Landesgrenze nach Norden verschob.
Zur in Mariendorf vermuteten Landwehr gehörte wahrscheinlich auch die 1886 gesprengte Warte auf dem Ahlberg, von der aus das umliegende Land beobachtet werden konnte.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren die Wildschäden in der Gemarkung Mariendorf so erheblich, dass sie für die Existenz der Bevölkerung bedrohlich wurden. Äcker und Wiesen mussten vor Wildfraß geschützt werden. Aber die Bereitschaft, Wildgräben mit Zäunen und Hecken zu genehmigen, war sehr vom Jagdeifer und Hegestolz des Landesherrn abhängig. Für die Errichtung solcher Schutzanlagen gab es strenge Auflagen, damit das herrschaftliche Wild nicht zu Schaden kam. Manchmal mussten die Anlagen sogar wieder beseitigt werden.
Beim Bau des Mariendorfer Wildzaunes in der Regierungszeit von Landgraf Carl (1677-1730) bediente man sich möglicherweise noch vorhandener Reste der hier vermuteten Landwehr. Im Laufe der Jahrhunderte sind die Profile von Landwehr und Wildgraben eingeebnet worden.
Herausgeber: Magistrat der Stadt Immenhausen und Arbeitskreis Dorfgeschichte Mariendorf.
Textgestaltung: Dörte Friedrichsen, Norbert Lippenmeier, Rainer Weber