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Volkstrauertag 2023

Am 19.11.2023 fanden anlässlich des Volkstrauertages in Immenhausen, Holzhausen und Mariendorf Gottesdienste und Kranzniederlegungen statt.

 

Nachfolgend die Rede des Stadtverordnetenvorstehers Carsten Siebert bei der Kranzniederlegung in Immenhausen:

 

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

liebe Mandatsträgerinnen und Mandatsträger,

liebe Abordnungen der Vereine, Verbände, Kirchen und Rettungsorganisationen,

 

ich begrüße Sie auch im Namen von Bürgermeister Lars Obermann zur diesjährigen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag.

 

Vor zwei Wochen habe ich mich in einer Gruppe mit einigen Leuten unterhalten und gefragt, ob wir uns am Volkstrauertag auf dem Friedhof zur Gedenkveranstaltung sehen. Die Antwort war ziemlich ernüchternd.  Die meisten haben abgewunken. Das wäre doch eher was für die Alten. Verwundert war ich nicht darüber. Die Antwort spiegelt unsere Gesellschaft wider.

 

Ist der Volkstrauertag wirklich nur was für die ältere Generation? Quasi ein Relikt aus der Kriegszeit?

 

Immerhin ist dieser Gedenktag bereits 101 Jahre alt.

 

Jahr für Jahr stehen wir seitdem am Ehrenmal auf dem Friedhof und gedenken der Kriegsopfer der beiden Weltkriege. Jahr für Jahr stehen weniger Menschen auf dem Friedhof. Die heutigen Generationen können in der Tat damit wenig anfangen. Die Kriegsfolgen hat die junge Generation nicht erlebt und weiß bestenfalls etwas aus dem Geschichtsunterricht darüber. Zu lang ist das her.

 

Dabei ist dieser Tag aktueller denn je, wie die folgenden Sätze zeigen:

 

„Wir sollten eine SA gründen und aufräumen“

„Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust lohnen würde“

„Bescheidenheit bei der Entsorgung von Personen ist unangebracht“

 

Diese Sätze tun weh, machen wütend, machen vielleicht auch einfach betroffen und sprachlos.

 

Diese Sätze sind keinesfalls aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Sie sind gerade erst wenige Monate alt und stammen von führenden Parteifunktionären einer Partei, die bei der diesjährigen Landtagswahl in Holzhausen 36 Prozent, in Immenhausen 30 Prozent und in Mariendorf 14 Prozent erlangte.

 

Man hat den Eindruck, dass sich die Geschichte wiederholt. Das darf niemals geschehen!

 

Das Vergessen beginnt da, wo die Erinnerung aufhört.

 

Und genau dafür ist der Volkstrauertag da. Uns ins Gedächtnis zu rufen, was da vor 80 Jahren geschehen ist.

 

Und so stehen wir auch heute wieder hier und wollen uns an all das Geschehene erinnern.  

 

Der österreichische Schriftsteller Karl Kraus hat in seinem 1922 erschienenen Werk „Die letzten Tage der Menschheit“ geschrieben:

 

Alles was gestern war, wird man vergessen haben. Was heute ist, nicht sehen. Was morgen kommt, nicht fürchten. Man wird vergessen haben, dass man den Krieg verloren, vergessen haben, dass man ihn begonnen, vergessen, dass man ihn geführt hat. Darum wird er nicht aufhören.

 

Diese Worte von vor 100 Jahren erinnern an die doppelte Bedeutung des heutigen Tages: Gedenken und Mahnung.

 

17 Millionen Tote des Ersten Weltkrieges und 55 Millionen Tote des Zweiten Weltkrieges sind das furchtbare Ergebnis von Nationalismus, Diktatur und Völkermord. Die Kriegsgräber und Gedenkstätten für die Toten und Vermissten sind Orte der Trauer und Erinnerungen. Sie mahnen uns zu Verständigung, Versöhnung und Frieden.

 

In unserem Jubiläumsjahr zur 900 Jahrfeier war es uns ein besonderes Anliegen auch an das dunkelste Kapitel unserer Stadtgeschichte, die Geschehnisse um Dr. Lilli Jahn, stellvertretend für alle Opfer der NS-Zeit, zu erinnern.  So haben wir in der Veranstaltung „Living History – eine Stadt wird zur Bühne“ zwei Themenbereiche dem grausamen Schicksal Lilli Jahns sowie Flucht, Vertreibung und Neuanfang der Heimatvertriebenen gewidmet.

 

Heute, am Volkstrauertag 2023, denken wir aber nicht nur an die Opfer der vergangenen Kriege.

 

Wir denken daher heute ganz besonders an die vielen Menschen, die bei den Angriffen in der Ukraine und in Israel und Palästina ihr Leben lassen mussten oder auf der Flucht sind. Insbesondere auch den vielen zivilen Opfern, Mütter und Kinder.

 

Bei uns in Deutschland herrscht noch Frieden. Wir müssen weiterhin Tag für Tag an diesem Frieden arbeiten und alles dafür tun, dass Hass und Fremdenfeindlichkeit, dass Krieg und Terror bei uns keine Chance haben. Kriege, Terror und kriegsähnliche Zustände an vielen Stellen unseres Erdballs, bestätigen den Sinn unseres heutigen Zusammentreffens, zeigen, dass der Volkstrauertag niemals überflüssig wird.


Verbinden wir an diesem Volkstrauertag auch unser Gedenken an die jungen Menschen bei der Bundeswehr, die irgendwo auf dieser Welt, in unserem Namen ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren.

 

Schließen möchte ich mit den Worten, die auf den meisten Kriegsdenkmälern stehen:

 

Die Toten mahnen die Lebenden:  Haltet Frieden“

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 21. November 2023

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