Besuch bei unseren Freunden in Montaigu
Am 28.05.2025 haben sich über 40 Personen aus Immenhausen auf den Weg zur Städtepartnerstadt nach Montaigu gemacht.
Dabei waren auch viele junge Familien, was uns für die Zukunft der Städtepartnerschaft positiv nach vorne blicken lässt. Neben Bürgermeister Lars Obermann war die Stadt mit den Stadtverordneten Bastian Brahm und Hans-Christian Göttlicher vertreten.
Am Ende waren sich alle einig, dass es ein tolles Wochenende in unserer Städtepartnerstadt Montaigu in der Vendee war. Die Freunde aus Montaigu hatten ein super Programm zusammengestellt. Neben Besuchen der örtlichen Feuerwehr, der Firma Sodebo, einem Stadtrundgang, Besuch am Atlantik kam auch die Geselligkeit und der Austausch nicht zu kurz. Die Firma Sodebo produziert Fertiggerichte und hat ca. 3.100 Beschäftigte in Montaigu. Sie produzieren unter anderem ca. 77 Mio. Pizzen im Jahr, um einmal die Dimension des Unternehmens darzustellen.
Insgesamt war es beeindruckend,, wie positiv sich Montaigu in den letzten Jahren entwickelt hat und zukünftig entwickeln will. So wird u. a. mit ca. 400 neuen Einwohnern/Jahr im Gebiet von Montaigu gerechnet. Bei dem Arbeitsfrühstück mit den Offiziellen der beiden Städte und den Städtepartnerschaftsvereinen wurde auch deutlich, dass einige Punkte der Kommunen identisch sind, andere wiederum in Frankreich ganz anders laufen (z. B. die Finanzierung von Schulen oder der Pflege).
Bei dem offiziellen Empfang betonten die Bürgermeister Cyrille Cocquet, Florent Limouzin und Lars Obermann sowie die Vorsitzenden der Städtepartnerschaftsvereine Andre Engler und Petra Reubert und der Landtagsabgeordneter Hans-Christian Göttlicher die Wichtigkeit der Städtepartnerschaft und den Frieden in Europa.
Als Geschenk an die französischen Freunde wurde u.a. ein Bild von dem Immenhäuser Künstler Stelios Vasikaridis mitgebracht, welches sehr gut ankam. Daneben wurde eine Stele aus dem Programm „900 Jahre – 900 Bäume“ überreicht, wobei die Baumpflanzung aufgrund der Jahreszeit später erfolgen wird. Unsere Stadt erhielt u. a. eine sehr schöne Plakette von Montaigu auf einem von Hand gefertigten Holzaufsatz.
Beim emotionalen Abschlussabend fielen einige Tränen und die Einladung zum nächsten Besuch in Immenhausen wurde ausgesprochen. Vielen Dank an alle, die diesen Austausch möglich gemacht haben. Es war ein wunderbares Wochenende bei unseren französischen Freunden.
Nachfolgend die Rede von Bürgermeister Obermann und weitere Bild-Impressionen vom Besuch in Montaigu:
"Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde aus Montaigu und Immenhausen!
Im Namen des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Immenhausen freue ich mich sehr, dass wir heute unsere Städtepartnerschaft feiern können und bedanke mich für die Einladung, zu Euch nach Montaigu kommen zu können. Vor 33 Jahren wurde unsere Städtepartnerschaft offiziell in Immenhausen unterzeichnet. Vor zwei Jahren haben wir aufgrund von Corona ein Jahr später als geplant das 30-jährige Bestehen in Immenhausen feiern können.
Als neuer Bürgermeister von Immenhausen seit 01.01.2022 ist es mir sehr wichtig, den europäischen Gedanken weiter zu fördern, zu leben und zu intensivieren. Als ich in 2023 erstmals die beiden Bürgermeister Cyrille Cocquet und Florent Limouzin kennenlernen durfte, waren mir beide sofort sehr sympathisch. Inzwischen haben wir uns 3x getroffen, wir schreiben uns regelmäßig und ich habe sogar im letzten Jahr meinen Urlaub mit dem Wohnmobil 4 Tage in Montaigu verbracht.
In diesem Jahr bestand die Gefahr, dass der Schüleraustausch von Immenhäuser Seite abgesagt werden musste. Leider hatten sich zu wenig Schüler/-innen bereit erklärt, nach Montaigu fahren zu wollen bzw. zu wenige Schülerinnen und Schüler bzw. Eltern hatten sich bereit erklärt, Schülerinnen und Schüler aus Montaigu aufnehmen zu wollen. Ich habe dann mit der Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins Petra Reubert ein Schreiben an alle Eltern der Schülerinnen und Schüler verfasst, um für den Schüleraustausch zu werben. Auch wurden die Eltern älterer Schülerinnen und Schüler gebeten, Kinder aus Montaigu aufzunehmen.
Glücklicherweise hatte dieser Aufruf Erfolg und der Austausch konnte mit 30 Kindern aus Montaigu stattfinden. Man sieht aber, dass in der Bevölkerung eine gewisse Distanz oder auch Angst besteht, sich auf einen Austausch einzulassen. Wieso ist das so? Will man andere Kulturen nicht kennenlernen? Ist man zu sehr mit sich selbst beschäftigt? Gibt es Sprachbarrieren?
Letzteres kann es nicht sein, denn heute kann ich ja z. B. mit Google Texte schnell übersetzen lassen, auch wenn das nicht immer richtig ist. Auch fördert ein Austausch die Selbständigkeit und das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Daher ist es mir sehr wichtig, dass der Austausch gerade mit den jüngeren Menschen in den Schulen stattfindet, um auf die Städtepartnerschaft weiter aufbauen zu können. Ggf. kann es auch wie früher Praktika der Schülerinnen und Schüler in unseren Orten für einige Wochen in den Betrieben geben. Wir hoffen, dass die am Austausch beteiligten Schülerinnen und Schüler, zusammen mit den Jugendlichen aus den Sport- und sonstigen Vereinen zu einer tragenden, verlässlichen, aktiven Säule werden.
In den zurückliegenden über 30 Jahren sind viele intensive Freundschaften entstanden, einige sind heute hier. Aber es gibt auch einige neue Familien, die sich auf den langen Weg gemacht haben, um Montaigu kennen zu lernen. Das freut mich ganz besonders. Obwohl uns geografisch 1.054 Kilometer trennen, fühlen wir uns kulturell, historisch und menschlich einander sehr nah.
In diesem Zusammenhang erinnere ich an die viel zu früh verstorbene Carmen Bäcker, die langjährige Vorsitzende unseres Partnerschaftsvereins, die gemeinsam mit ihrem Mann Fredi Bäcker sicher als Motor auf deutscher Seite angesehen werden kann und muss. Auch an den im letzten Jahr verstorbenen langjährigen Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins aus Montaigu, Maurice Albert, erinnere ich ebenfalls an dieser Stelle. Auch er hat sich maßgeblich für die Städtepartnerschaft eingesetzt und ich bin froh, dass wir mit einer kleinen Delegation im letzten Jahr an der Beerdigung teilnehmen konnten. Wenn alle drei uns vom Himmel sehen, werden sie heute mit Sicherheit ihre Freude haben, dass die Städtepartnerschaft weiterhin besteht und aufblüht.
Es ist besonders wichtig, dass wir bereits in jungen Jahren das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen über Grenzen hinweg fördern. Wir sind alle aufgerufen, das Zusammenwachsen der Völker in Europa nach besten Kräften zu unterstützen und die teilweise leidvollen Erfahrungen zwischen Frankreich und Deutschland durch ein friedvolles Zusammenleben zu überwinden.
Gerade in Zeiten, wo radikale Parteien in einigen europäischen Ländern wieder starken Zulauf haben, dürfen wir nicht nachlassen, für die demokratischen Werte einzutreten und ein friedliches Miteinander vorleben. Auch bei uns in Immenhausen haben bei den letzten Wahlen leider über 20 % die rechtsextreme Partei AfD gewählt. Das ist erschreckend, aber es ist trotzdem unsere Aufgabe, die Personen, die die AfD gewählt haben, wieder zur demokratischen Mitte zurück zu holen.
Gerade in Zeiten, in denen Europa vor großen Herausforderungen steht – sei es die Bewältigung des demografischen Wandels, die Bekämpfung des Klimawandels oder das Streben nach sozialem Zusammenhalt – zeigt unsere Partnerschaft, dass Brücken wichtiger sind als Mauern. Wenn Schülerinnen aus Montaigu in Immenhausen deutsch lernen und umgekehrt junge Menschen hier in Frankreich ihre Deutschkenntnisse vertiefen, dann entsteht Verständnis auf Augenhöhe. Wenn Sportvereine gemeinsam Handball- oder Fußballturniere veranstalten, sich Menschen zum Wandern treffen und Bürgerdelegationen in privaten Gastfamilien leben, dann wächst das Vertrauen, das Europa stark macht.
Der europäische Gedanke beruht auf Freiheit, Solidarität und Respekt vor der Vielfalt. Wir alle genießen das Privileg, uns heute ohne Grenzkontrollen zu bewegen, in anderen Ländern zu arbeiten und zu studieren, in neuen Kulturen Freundschaften zu schließen. Doch Rechte bringen auch Pflichten mit sich: Die Pflicht, unsere Demokratie zu pflegen, das Engagement für gemeinsame Anliegen nicht einzustellen und dem Populismus mit klaren Argumentschreiben zu begegnen. Unsere Städtepartnerschaft ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie wir im Kleinen beginnen können, Brücken zu bauen für ein geeintes Europa im Großen.
Für die Gesamtentwicklung in Deutschland ist die feste Verbindung zum direkten Nachbarland Frankreich besonders wichtig. Darauf haben unsere Politiker gegenseitig immer wieder hingewiesen. Der erste Auslandsbesuch unseres neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz war im übrigen zu Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Wir wollen gerade die Städtepartnerschaft mit unseren französischen Freundinnen und Freunden aus Montaigu weiter festigen. Denn Europa wird sicherlich in Brüssel gestaltet, gebaut wird Europa aus meiner Sicht jedoch nur in den Herzen der Menschen.
Wir pflegen diese Partnerschaft, weil wir von einander lernen wollen. Wir lernen andere Sitten und Gebräuche kennen. Wir erkennen, warum manche Dinge in Frankreich anders organisiert werden als bei uns.
Diese Verschwisterungen von Städten, so wie wir sie weiter ausbauen und pflegen wollen, sind wichtige Mosaiksteine auf dem Weg zu einem freien und friedlichen Europa.
Liebe Freunde, lasst uns die Städtepartnerschaft weiter fortsetzen – und gleichzeitig neue Wege beschreiten.
Fördern wir den Austausch junger Familien, damit sich die nächste Generation genauso selbstverständlich als Europäer fühlt wie wir.
Initiieren wir gemeinsame Umweltinitiativen, um Klimaschutz lokal sichtbar zu machen, sei es durch Baumpflanzaktionen oder durch den Aufbau von Solaranlagen auf kommunalen Gebäuden.
Tauschen wir uns im digitalen Raum noch intensiver aus – vielleicht in Form gemeinsamer Online-Plattformen für Sprachkurse, Kulturangebote und Projektideen.
Mein Dank gilt allen, die diese Partnerschaft mit Leben füllen: den Organisatoren, den Übersetzern, den Gastfamilien, den Vereinen, den Schulen und nicht zuletzt den Bürgerinnen und Bürgern beider Städte, die immer wieder den Weg zueinander suchen.
Abschließend bleibt mir nur eines zu sagen: Die Distanz von 1.054 Kilometern ist für uns kein Hindernis, sondern ein Symbol dafür, wie weit unser Blick reicht, wenn wir gemeinsam handeln. Wenn wir heute unsere Hände reichen, tragen wir die Botschaft hinaus: Europas Stärke liegt in seiner Vielfalt – und im Willen der Menschen, diese Vielfalt zum Wohle Aller zu verbinden.
Vive l’amitié franco-allemande!
Lang lebe die Städtepartnerschaft Montaigu – Immenhausen!
Ich habe zwei Geschenke von Seiten der Stadt Immenhausen mitgebracht. Ein Geschenk ist eine Stele mit entsprechendem Aufdruck, um einen Baum in Montaigu zu pflanzen. Richtigerweise hat mich Cyrille Cocquet darauf hingewiesen, dass man Ende Mai keine Bäume mehr pflanzt, insofern wird die Baumpflanzung dann entsprechend verschoben. Das zweite Geschenk unserer Stadt Immenhausen ist ein Bild, was der Immenhäuser Künstler Stelios Vasikaridis gemalt hat und ich jetzt an die beiden Bürgermeister gern übergebe.
Ich wünsche uns allen nun einen schönen Tag und weiterhin viele herzliche Begegnungen in beiden Städten."
Fotoserien
Besuch in Montaigu (DO, 29. Mai 2025)

Weitere Informationen
Veröffentlichung
Bild zur Meldung
Mehr über
Weitere Meldungen

Picknicktafel 2025
Do, 29. Mai 2025

Fast 1200m Weg am Kesselhaken werden zur Zeit instand gesetzt
Sa, 21. Juni 2025