Einweihung des Tiefbrunnen IV am 29.04.2022

Vergangenen Freitag wurde der neue Tiefbrunnen IV feierlich eingeweiht und somit ein langjähriges Projekt zur langfristigen Sicherung der Trinkwasserversorgung beendet. Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger, Mandatsträger und Unternehmer waren bei der Einweihung des Tiefbrunnens dabei. Nachstehend können Sie die Rede vom Vorsitzenden des Zweckverbandes Kommunale Dienste Immenhausen-Espenau Lars Obermann einlesen und einige Bildimpressionen einsehen.

 

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Mandatsträger aus Immenhausen und Espenau, liebe Ehrenstadtverordnetenvorsteher Werner Desel und Friedhelm Panteleit, lieber Ehrenbürgermeister und Pate Adolf Deichmann, liebe ehemaligen Bürgermeister Jörg Schützeberg, Herbert Rössel und jetzigen Kreistagsvorsitzenden Andreas Güttler, liebes Mitglied des Landtags Oliver Ulloth, liebe Ehrenstadtverordnete Christa Oehler und Jürgen Kaiser, lieber Ehrenstadtrat Hartmut Lind, liebe anwesenden Vertreter der am Bau beteiligten Firmen, lieber Stadtbrandinspektor Heiko Reuse, lieber Bürgermeisterkollege aus Vellmar, Manfred Ludewig, liebe Kolleginnen und Kollegen des Zweckverbandes sowie der Kommunen Immenhausen und Espenau,

 

Ich darf Sie als Verbandsvorsitzender des Zweckverbandes Kommunale Dienste Immenhausen-Espenau gemeinsam mit meinem Vertreter Carsten Strzoda zur heutigen Einweihung des Tiefbrunnens IV recht herzlich begrüßen.

 

Es gibt das Sprichwort: „Was lange währt, wird endlich gut“. Ja, lange hat es gedauert, bis wir den heutigen Tag feiern konnten.

 

Bereits in 2012, also vor 10 Jahren hat es eine Vorstudie mit Ausweisung des Bohrgebietes gegeben, die den Anschluss an das Wasserwerk Immenhausen gewährleisten sollte.

 

Die Trinkwassergewinnung im Verbandsgebiet erfolgte bisher von den TB I und II (Waitzrodt) aus den Baujahren 1965 und 1972 sowie vom TB III Großes Loh, der im Jahr 1976 erbaut wurde.

 

Ziel war immer die langfristige Sicherung der Ressource Trinkwasser und die Erhöhung der Versorgungssicherheit sowohl im Hinblick auf Quantität, Redundanz im Falle von Brunnendefekten und einem etwaigen Pumpenausfall sowie die Qualitätssicherung für die Trinkwassergewinnung.

 

In Mendocino, Kalifornien, gibt es kein Wasser mehr, um die Toiletten zu spülen. In Deutschland bricht die Trinkwasserversorgung bei Hitze regional zusammen. Das Grundwasser sinkt vielerorts auf Rekord-Niedrigstände. Quellen versiegen. Brunnen trocknen aus. Werden wir auch in Zukunft noch genügend Trinkwasser haben? Das sind Fragen, mit denen wir uns in der Welt, in Europa, in Deutschland und auch in unserem Zweckverbandsgebiet zu beschäftigen haben.

 

So sagen viele, dass die Preise für Trinkwasser steigen werden. Der simple Grund: wir brauchen nicht weniger davon, es gibt aber sinkende Grundwasserstände. Das Gut Wasser wird auch bei uns immer kostbarer. Der Klimawandel macht sich bemerkbar. Und das hat Auswirkungen, denn in Ballungszentren wird besonders viel Wasser verbraucht, was in anderen, ländlicheren Regionen gewonnen wird. Wir haben mit der Tiefenbohrung IV eine aus meiner Sicht sehr gute Investition in die Zukunft unserer Bürgerinnen und Bürger vorgenommen. Ich bin daher sehr froh, dass wir den heutigen Tag mit der offiziellen Einweihung des Tiefbrunnens IV feiern können. Und auch den Bürgerinnen und Bürgern kann ich versichern, dass der Wasserpreis in 2023 noch nicht steigen wird, weil wir aus den Vorjahren Überschüsse insbesondere aufgrund der Verzögerungen der Baumaßnahme erzielen konnten.

 

Aber noch einmal zurück zur Zeitplanung. Nachdem wie gesagt in 2012 eine Vorstudie erstellt wurde, wurde ein umfangreicher Genehmigungsantrag für die Brunnenbohrung Ende 2016 gestellt. Die wasserrechtliche Erlaubnis mit Auflagen wurde im September 2017 vom RP Kassel erteilt und im Dezember 2017 erfolgte die Ausschreibung der Brunnenbauleistung mit der Vorlage der Angebote im März 2018. Aus dem Vergabeverfahren ging die Firma Eugen Engert aus Minden als Sieger hervor und der Auftrag wurde vom Vorstand des Zweckverbandes an die Firma im März 2018 erteilt.

 

Die Arbeiten der „Probebohrung“ gingen dann auch zeitnah los und der Baubeginn war im Juli 2018.

 

Im Januar 2019 wurde ein Kurz-Pumpversuch bei 341 Meter Tiefe geführt und der Nachweis erbracht, dass erschlossenes Grundwasservorkommen vorliegt und das Wasser Trinkwasserqualität hat und die Wassermenge vergleichbar mit dem TB I und II ist.

 

Am 07.03.2019 wurde dann in der Sitzung des Verbandsvorstandes nach vorheriger Erläuterung des Büros hpc beschlossen, dass die Bohrung Tiefbrunnen IV vorgenommen werden soll.

 

Ab Februar 2019 wurde dann mit den Vorarbeiten für die Hauptbohrung begonnen.

 

Es gab dann immer wieder Probleme mit der Bohrung. Ab einer Bohrtiefe von 205 Meter verkeilte sich der Meißel und ließ sich nicht mehr bewegen.

 

Bis zum 11. Oktober 2019 hat es dann Bergeversuche und Fangarbeiten gegeben, jedoch ohne Erfolg und die Arbeiten wurden im Oktober/November 2019 abgebrochen.

 

Am 18.11.2019 erfolgte eine Sondersitzung der ZKD-Verbandsversammlung. Es wurde beschlossen, dass das Bohrgestänge gesprengt werden sollte und Schwerstangen und Meißel überbohren und geborgen werden sollen.

 

Alle Maßnahmen hatten jedoch keinen Erfolg und die Arbeiten wurden im Februar 2020 abgebrochen.

 

Am 12.03.2020 erfolgte eine erneute Sondersitzung und es wurde beschlossen, die havarierte Bohrung aufzugeben und zu verfüllen.

 

Weiterhin wurde eine Neubohrung mit zusätzlichen Sicherheiten bei Nachfall des Gebirges beschlossen.

 

Ab März/April 2020 wurde dann die Bohranlage umgesetzt und die Neubohrung begonnen, die dann letztlich im Mai/Juni 2021 glücklicherweise erfolgreich beendet wurde.

 

Ab Juli 2021 erfolgte dann der Leitungsbau zwischen Tiefbrunnen IV und Wasserwerk und bis April 2022 wurde das Brunnenhaus aufgebaut, der Zaun gesetzt und weitere Anschlussarbeiten vorgenommen.

 

Wenn es am Ende doch deutlich länger als geplant gedauert hat und die Kosten, die zunächst mit 1,1 Mio. Euro kalkuliert waren, am Ende mit 2,2 Mio. Euro netto sich verdoppelt haben, bin ich froh, dass wir diese Maßnahme jetzt beendet haben. Aufgrund der bestehenden Krisen würde die Maßnahme, wenn sie jetzt geplant würde, wahrscheinlich von vornherein 2,2 Mio. Euro kosten und man weiß aktuell aufgrund der unsicheren Lagen nicht, was am Ende bei raus kommt.

 

Ich bedanke mich bei allen, die an der letztlich erfolgreichen Tiefenbohrung beteiligt waren. Als erstes bedanke ich mich bei dem leider viel zu früh verstorbenen ehemaligen technischen Geschäftsführer Bernd Horstmann, der uns hoffentlich im Himmel hören kann. Bernd hat dieses Projekt auf den Weg gebracht und es ist sehr schade, dass er heute nicht dabei sein kann. Seine Angehörigen haben wir zu diesem Termin eingeladen, die jedoch aus gesundheitlichen und terminlichen Gründen leider absagen mussten.


Weiterhin bedanke ich mich bei den aktuellen technischen Geschäftsführern Christian Steltmann und seinem Vertreter Dennis Nikolaiczek sowie Herrn Haupt vom Planungsbüro hpc. Auch den beteiligten Firmen, insbesondere der Bohrfirma Eugen Engert gilt unser Dank für die Ausführung der Arbeiten. Auch den drei Beschäftigten der Wasserversorgung mit Dirk Hartmann, Uwe Meyer und Kai Schomberg danke ich für die gute Mitarbeit in allen Bereichen und für die Sicherung unserer Wasserversorgung zu jeder Tages- und Nachtzeit. Letztlich danke ich den Vertretern des Vorstandes und der Verbandsversammlung für die Bereitstellung der Haushaltsmittel im Wirtschaftsplan und die vielen Beratungen und Diskussionen, die wir im Laufe des Bohrprozesses geführt haben.

 

Ja, es war nicht alles ganz einfach und es gibt einen Spruch von dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Andy Brehme: „Hast Du Scheiße am Schuh, hast Du Scheiße am Schuh“. Diesen Eindruck konnte man bei dieser Baustelle manchmal haben. Auch der Bohrmeister der Firma Eugen Engert sagte damals, dass er in seiner 40-jährigen Berufslaufbahn so eine Havarie bisher erst einmal erlebt hat.

 

Am Ende zählt das Ergebnis und das liegt jetzt hier vor und ist äußerst positiv. Daher freue ich mich sehr, dass wir die Wasserversorgung für die nächsten Jahre der in Immenhausen und Espenau lebenden Menschen mit dieser Maßnahme sichern konnten.

 

Meine Rede möchte ich mit einem Zitat von Thales von Milet schließen: „Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser. Aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.“

 

Ich darf Sie nunmehr zu Getränken der Firma Getränke Schützeberg und Bratwurst der Fleischerei Reh einladen. Gerne können Sie sich die Schautafeln ansehen, auf denen der Bohrprozess und viele interessante Fotos abgebildet sind. Danke nochmals an Herrn Haupt für die gute Zusammenstellung und an Herrn Steltmann für die gute Vorbereitung des heutigen Tages.

 

Lassen Sie uns jetzt mit einem Glas frischen Immenhäuser Wasser aus dem Tiefbrunnen IV anstoßen.“

 

Einweihung Tiefbrunnen

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Veröffentlichung

Immenhausen
Mi, 04. Mai 2022

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